Das OL-Jahr 2021 neigt sich mit Riesenschritten dem Ende entgegen.
Es war – trotz «harcoronigem» Start ein tolles und unvergessliches Jahr, gespickt mit sportlichen Höhepunkten und dem AOLV-Jubiläum. An der Jubiläumsfeier wurde allen Teilnehmenden eine Jubiläumsschrift abgegeben, in welcher auch Jüngere zu Worte kamen. Leider traf das Interview mit Lina Suwald (OLG Cordoba) erst nach Redaktionsschluss ein und konnte nicht mehr in die Broschüre eingeschleust werden. Lina, welche nicht aus einer OL-Familie stammt, hat aber einige sehr interessante Fakten aufgeschrieben, welche es unbedingt verdienen, veröffentlicht zu werden. Jetzt, gegen Ende Dezember, scheint mir die richtige Zeitpunkt dazu. Wenig OL-Wettkämpfe, wenige Clubanlässe – die beste Zeit also, seine Freizeit mit etwas Sportlektüre zu verbringen. Ich danke Lina ganz herzlich für ihre sehr ausführlichen, spannenden Antworten und wünsche ihr, ihrer Familie – inklusive der Bänkliwärmerin – weiterhin viel Freude beim Orientierungslauf.
Jacqueline Keller, Medien/Kommunikation AOLV
 
Wie bist Du zum OL-Sport gekommen und was fasziniert Dich daran?
Zum OL-Sport bin ich durch den Tägliger-Cup gekommen. Früher gab es einmal im Jahr einen Tägliger-Cup in unserem Dorf. Dort wurden verschiedene sportliche und lustige Wettkämpfe angeboten, wie zum Beispiel auch der schnellste Tägliger über 80m Sprint. In einem Jahr konnte man an einem einfachen OL in unserem Wald teilnehmen. Ich hatte keine Ahnung was das ist und habe es zusammen mit meinem Vater ausprobiert. Nach dem Lauf war ich so begeistert, dass ich irgendwann auch an richtigen Wettkämpfen teilgenommen habe, und ich hatte immer sehr viel Spass. Nun wird der OL-Sport mich nicht mehr los.
Was mich besonders am OL-Sport fasziniert, ist, dass kein Wettkampf gleich ist wie ein anderer. Jeder Wettkampf hat seine eigenen Kniffligkeiten und jedes Mal muss man neu überlegen, wie man den nächsten Posten am besten anläuft. Was ich auch sehr toll finde, ist, dass man mit dieser Sportart in der ganzen Schweiz oder sogar auch im Ausland unterwegs ist. Und gerade weil dieser Sport so national ist, findet man auch Freunde in der ganzen Schweiz. Das finde ich wirklich super.
 
Deine grössten Erfolge?
Die SPM 2014. Es war meine erste Schweizermeisterschaft und ich durfte schon nach ganz oben aufs Treppchen steigen. Es war technisch nicht ganz so einfach und das hat mir wahrscheinlich geholfen.
 
Wie viel trainierst Du? Welche Umfänge? Wie viel alleine? Wie viel mit Eltern, Club, NWK AG?
In einer normalen Woche mache ich 4 bis 5 mal ein Lauf- oder OL-Training. In diese Trainings gehören auch die Wettkämpfe rein. Zusätzlich fahre ich jeden Tag mit dem Fahrrad zur Schule, wobei ein Weg etwa 25 Minuten dauert. Dann mache ich einmal in der Woche mit Livia Sax von bussola ok, welche auch im Kader ist, ein Krafttraining, und einmal in der Woche habe ich Volleyballtraining. Ich versuche so wenig wie möglich allein zu trainieren, weil es für mich einfacher ist mich an meinen Trainingsplan zu halten, wenn ich mit jemandem eine Abmachung habe. Meine Lauftrainings mache ich einmal mit Livia, einmal mit den OL-Läufern von Rütihof, einmal mit dem bussola ok, welcher extra für Jugendliche einmal in der Woche ein OL-Training vorbereitet und die letzten ein bis zwei Lauftrainings am Wochenende sind meist Wettkämpfe oder Kaderanlässe. Natürlich kann es mal vorkommen, dass ich nicht mit Freunden, dem Verein oder dem NWK trainieren kann, dann frage ich meistens meine Mutter, ob sie mich mit dem Fahrrad begleitet. 
 
Wie reagieren Deine Schulkollegen und -kolleginnen, wenn Du ihnen von Deinem Hobby erzählst?
Eigentlich alle wissen, dass ich OL mache, aber ich glaube, die meisten verstehen nicht ganz, was wir genau machen. Eine meiner Kolleginnen kenne ich schon sehr lange und vor etwa einem Jahr hat sie mich gefragt, ob wir nur auf den Wegen rennen oder ob wir auch quer durchs Gebüsch unterwegs sind. Als ich dann antwortete, dass wir oft quer durch den Wald rennen, war sie zuerst schon ein bisschen erstaunt. Andere verstehen nicht ganz, wie man sich nur mit einer Karte und einem Kompass im Wald orientieren kann. Ich glaube, was für meine Kolleginnen und Kollegen am dümmsten rüberkommt, ist, wenn ich am Montag in der Schule nach einem Wochenende, an dem es nur so aus Kübeln gegossen hat, erzähle, dass ich am Samstag UND am Sonntag draussen war für zwei Wettkämpfe.
 
 
Laufen Deine Familienangehörigen auch? War es so, dass Du durch sie zum OL gekommen bist oder umgekehrt: hat die Familie dank Dir auch mit OL angefangen?
Wie ich am Anfang schon gesagt habe, war ich zusammen mit meinem Vater, die erste aus meiner Familie, die OL gemacht hat. Ich glaube auch, dass wir nur beim OL geblieben sind, weil es mir so Spass gemacht hat, hätte ich es total blöd gefunden, wäre mein Vater kaum noch OL-Läufer. Als dann meine Geschwister alt genug waren, haben auch sie mit OL angefangen. Als die beiden noch nicht alleine in den Wald durften, habe ich an den ASJM-Läufen immer zuerst meinen Lauf gemacht und danach noch meine Schwester auf der sCOOL-Bahn begleitet. Irgendwann war sie alt genug um alleine zu gehen und nun macht sie auch immer noch OL. Meinem Bruder hat es immer schon weniger Spass gemacht als mir und meiner Schwester und nun läuft er nicht mehr oft an Wettkämpfen. Meine Mutter wollte noch nie OL machen, weil sie rennen einfach das Dümmste auf der Welt findet und auch mit den Knien Probleme hatte, als wir andern richtig im OL durchstarteten. Sie ist aber trotzdem auch im Verein und hilft an den Wettkämpfen von Cordoba in der Beiz und an den anderen Wettkämpfen ist sie nach eigenen Aussagen Tischreserviererin und Bänkliwärmer.
 
Hast Du Dich auch schon mal so richtig verlaufen? -Und wie fandest Du wieder «aus der Schnitz»?
Der Wettkampf, der mir gerade spontan einfällt, ist die LOM 2014 auf dem Klausenpass. Ich lief noch D10 und der OL war eigentlich ziemlich einfach, alles den Wegen nach. Nur einmal machte der Weg eine ganz fiese Spitzkehre und ich habe es nicht gemerkt. Ich lief einfach immer weiter geradeaus und als der Posten einfach nicht kam, war ich ziemlich verzweifelt. Ich kann mich noch erinnern, dass irgendeine Stromleitung oder so quer durch dieses Steinfeld ging und ich mich orientieren wollte, ich habe es aber einfach nicht geschafft. Wie bin ich aus diesem Schlamassel wieder rausgekommen? Ich weiss es nicht.
Wie gefällt es Dir im NWK AG?
Ich finde es richtig toll im NWK und ich freue mich auf jeden gemeinsamen Anlass schon eine Woche im Voraus. Wir sind wirklich ein cooles Team mit super Trainer, welche so viel für uns machen – Danke viel mal. Am besten finde ich die Lager. Natürlich trainieren wir viel und das ist auch gut so, das ist wichtig, aber trotzdem haben wir immer viel Zeit miteinander etwas zu machen, Volleyball oder Fussball zu spielen. Oft haben wir auch einen Abend, der nur uns Athleten gehört. Dieses Jahr haben wir zwei Mal catch the flagg im ganzen Dorf gespielt. Das war wirklich richtig cool. Einmal in der Woche haben wir einen Tag an dem wir nicht trainieren. Auch dort werden Teamaktivitäten eingeplant, was von Jahr zu Jahr eine andere sein kann, jedes Mal aber teambildend ist. 
Ich geniesse wirklich jede Minute, die ich mit dem NWK verbringe.
 
Nimmst Du die Arbeit des AOLV-Vorstandes wahr?
Ganz ehrlich muss ich sagen, dass ich diese Arbeit nicht wirklich wahrnehme. Natürlich, wenn ich darüber nachdenke, wie alles geplant und organisiert werden muss, zum Beispiel, was wir mit dem Kader machen oder die Wettkampfpläne, wann welcher ASJM stattfindet, sowie die Finanzierung des Kaders, wird mir klar, dass das ohne den AOLV-Vorstand nicht möglich wäre, aber als Athletin nehme ich diese Arbeit nicht wahr und wahrscheinlich sehe ich alles als zu selbstverständlich.
 
Was wünschst Du dem AOLV, bzw. dem Aargauer-OL-Sport für die nächsten 50 Jahre?
Ich wünsche dem Aargauer-OL-Sport, dass auch in 50 Jahren noch so coole Wettkämpfe angeboten werden können, dass man die Leute kennt und sich mit ihnen austauscht, dass die Vereine sowie der AOLV weiterhin sein Bestes geben, um den ganzen Aargauer-OL-Sport möglich zu machen.